Der Bericht eines Augenzeugen, Theophilus „Schwarzauge“ Mooringer:
Ich erinnere mich noch gut. Es war ein wundervoller Morgen des 24 Tages im 3 Lauf, die Sonne schien auf saftige Felder und der Krieg schien so weit weg. Am Abend zuvor hat Marie meinen Antrag angenommen. Ich war überglücklich den zwei Tage noch bis zum Fronturlaub.
Von Silberquell war schon seit Tagen nichts mehr zu sehen. Sie waren zwar keine Krieger die uns wirklich gewachsen waren, aber auch Bauern können mit Ihren Mistgabeln töten.
Abends zog ein eigenartiger Sturm auf. Es roch nicht nach Regen und auch nicht nach einem Gewitter, doch ich konnte ganz genau spüren wie die Luft knisterte und wie ein öliger Film über meine Haut glitt.
Der Sturm dreht sich immer und immer wieder und man konnte meinen einen undeutlichen Singsang zu hören.
Plötzlich aber stoben Blitze in den fernen Baumwipfeln durcheinander. Doch keine normalen Blitze, sondern blaue! Dann auch noch rote, gelbe, grüne, alle Farben waren vertreten. Sie stoben durcheinander, trafen auf andere Blitze und vereinigten sich zu einer zuckenden Kugel.
Es wurde Alarm geschlagen! Hunderte Männer liefen wild umher. Hauptleute brüllten Befehle und der Kommandant ordnete volle Deckung an.
Dann brach es los. Ein Ohrenbetäubender Lärm. Tausende Schreie hörte ich gleichzeitig. Todesschreie seit Anbeginn der Zeit. Ich spürte die Macht an mir zerren. Es riss an meinen Eingeweiden und warf mich von einer Seite zur anderen.
Ich bin kein Feigling, war ich nie. Mit grimmigem Blick zog ich mein Schwert und stellte mich dem unbekannten Feind, bereit jedes Monster zu vernichten was uns der Feind entgegenwerfen sollte.
Die Kugel flog auf uns zu und Blitze sprangen von ihr ab. Ein Blitz traf mich unerwartet, ich konnte nicht ausweichen so schnell war es geschehen. Der Blitz traf mich genau am Auge und warf mich mehrere Meter weit zurück. Mein Auge schmolz und quoll aus seiner Höhle, mein linker Arm brach durch die Wucht des Aufpralls und endlich umfing mich die wohlige Dunkelheit der Bewusstlosigkeit.
Ich weiß nicht ob ich Stunden oder nur Minuten weggetreten war, doch als ich wieder zu mir kam erinnerte nichts mehr an die glorreiche Festung Wellenbruch. Die Frontmauer, 5 Meter massiver Stein, war einfach weggerissen, zerrissen wie ein trockenes Herbstblatt. Die Trümmer haben alles im Inneren der Festung zerstört. Kein Haus, keine Hütte, noch nicht einmal eine einzige Scheune ist übriggeblieben.
Doch am schlimmsten war die Stille.
Sechshundert Soldaten waren hier stationiert. Doch man hörte keinen einzigen Schmerzensschrei. Kein einziger Befehl wurde gebrüllt. Nur hier und da hörte man das Toben der Flammen, die das spärliche Holz verzehrten.
Ich sah mich um und erschauderte. Überall lagen meine toten Kammeraden. Ihre Körper… manche verbrannt, manche zerrissen und manche waren einfach nur gestorben ohne einen Kratzer abzubekommen.
Von Sechshundert ausgebildeten und Erfahrenen Trallonischen Soldaten überlebten nur vier. Johann Venefels, der Eisfelser Soldat, die Geschwister Jasmin und Regus Flammbart und ich, Theobald Mooringer.
Wir vier überlebten schwer verletzt. Wir durchsuchten die Ruine der Festung bis der Morgen, doch niemand war mehr am Leben. Als der Tag anbrach endete Johann’s Leben, seine Verletzungen waren zu schwer. Wir warteten bis das der Feind kam und auch uns umbrachte.
Doch er kam nicht. Niemand kam. Als die Sonne am höchsten stand hörten wir das wilde klappern trallonischer Reiter. Ein Entsatzkommando unter der Führung des Prinzen Adelbern von Trallo höchst selbst kam in vollem Galopp zu uns geritten. Adelbern brachte einen kleinen Trupp Soldaten und einige Heiler mit.
Als Sie uns fanden war ihm das Entsetzen anzusehen. Doch wie die alten Eisenländer war sein Wille eisern. Er Befahl mit harten Worten die Überlebenden zu versorgen und das Gelände zu sichern. Nur durch diese eiserne Disziplin wurde der Bann gebrochen und die Soldaten, uns eingeschlossen, taten was notwendig war.
Wir zogen ab sobald die Heiler es für möglich erachteten. Adelbern wusste dass wir diesen Ort des Grauens schnellstmöglich verlassen mussten.
Keiner von uns war danach noch der selbe. Jasmin sollte nie ein Kind gebären können und kaum ein Mann wollte Ihr entstelltes Gesicht sehen. Ihr Bruder Regus hatte so schwere Verletzungen, dass er nicht mal als Tagelöhner arbeiten konnte. Doch ein Wanderzirkus nahm ihn eines Tages mit, ich habe ihn nie wieder gesehen.
Ich selbst, nun ja, ihr seht ja, ein einäugiger Krüppel der kaum noch laufen kann. Doch zu meinem Glück kann ich schreiben und kann als Schreiber der Wache meinen Unterhalt fristen.
Adelbern, so wie ich hörte, war auch nicht mehr der selbe. Er begann zu trinken, und schnell war er als Nichtsnutziger Adelsspross bekannt. Doch ich weiß das er nur versucht mit dem erlebten klarzukommen. Und irgendwann wird er das auch können, er braucht nur einen Anreiz